Freitag, 8. April 2011

so still

Und wenn ich dir jetzt sage, dass irgendetwas in mir kaputt gegangen ist? Wenn ich dir sage, dass all meine Kraft immer noch aufgebraucht ist? Dass es nur die kleinste Briese braucht, um den Baum zum Fallen zu bringen? Ich weiß, du kannst es nicht sehen. Und die anderen können es nicht einmal ahnen. Das ist vielleicht die einzige Stärke die mir geblieben ist. Aber es ist war: irgendetwas sitzt so tief in mir, dass es mich stets quält. Ich suche die Ruhe doch finde ich oftmals nur den Sturm.

Den von mir gewählten Weg gehe ich zwar alleine, jedoch auch mit unerwünschter Begleitung. Warum? Das weiß ich selbst nicht. Dabei versuche ich den Weg nach vorne zu gehen. Doch drehe ich mich viel zu oft um. Die letzten Jahre lassen einen Blick nach vorne immer noch nicht zu. Auch weil sie mich begleiten. Egal wohin ich derzeit gehe. Gedanken. Leere. Stille. Angst. Auf dem Weg in die Zukunft begleiten sie mich schon die ganze Epoche meines derzeitigen Seins.

Multi-Kulti-Erfahrungen

Nun habe ich es mit einigen Monaten Verspätung doch zu dir geschafft. Zog ich im letzten Jahr noch Kafka und Kaviar dir vor, war ich jetzt bereit, dich zu ergründen. Die ersten Schritte, die ich mit dir vollbrachte, waren schnellen Fußes. Stark hast du mich an die Heimat erinnert. Zu stark. Wie soll ich dich denn so nur kennenlernen? Regen, Regen und noch mehr Regen. Das Resumeé meiner ersten Eindrücke schien schon fest zu stehen, bevor ich aus dem Wagen steigen durfte.

Die Suche nach einem Bissen zwischendurch konnte genutzt werden, um erste oder auch weitere Impressionen von dir zu sammeln. Vieles ist gleich. Aber vieler auch anders. "Es sieht aus wie bei uns..." Ja warum denn auch nicht, immerhin sind es nur 500km. Trotzdem sind es dann doch eben diese Kleinigkeiten, die dich zu einer völlig anderen Stadt an der Waterkant machen. Diese Büros im Erdgeschoss, welche mit Schaufenster aufwarten, um so Kunden herein zu locken und Unsauberkeit fern zu halten. Zeitarbeit! Bei uns verpöhnt, hier anscheinend gepriesen. Bars und Cafés haben wir, doch letzten Endes sind diese dann doch irgendwie anders. Und die vielen Fahrradläden, wenn sie irgendwo angebracht sind, dann genau hier bei dir.

Es ist doch irgendwie biezar. Zwei touristische Gastronomietempel sind überfüllt, heute Abend für uns unerrreichbar, wodurch wir uns nur rein zufällig am Ende im Bazar wiederfinden. Orientalische Musik erreicht unsere Ohren. Fremde Gerüche steigen in die Nasen. Wir werden gebeten uns noch einen Moment im Zentrum zu gedulden. Meine Augen nehmen weitere Details wahr. Kisten mir frischen Obst stehen bereit. Werbung, welche einst Litfasssäulen zierte, bekleiden die Umgebung. Und alles in allem gibt man sich auch hier international. Dies geschieht ohne aufgesetzt zu wirken. Es scheint vollkommen normal, dass das Bier aus Holland, Japan und der Türkei kommt. Zwei Stunden später erfolgt die erste berechtigte Erkentniss. Die kulinarische Reise innerhalb einer europäischen Stadt hat sich mehr als gelohnt. Ich habe Dinge geschmeckt, die ich zwar kannte, die mir jedoch in dieser Zusammenstellung vollkommen neu waren. Ein Genuss, welcher auch die Frage aufgeworfen hat, warum ich erst zu dir kommen musste, um diese Erfahrungen machen zu können? Habe ich doch nicht auch woanders die Chance dazu? Ja! Ich habe sie! Und ich sollte sie nutzen. Zuhause in diesem Jahr und im danach...

Es folgt ein Spaziergang durch die alten Straßen und Gassen bei Nacht, Unweigerlich muss ich an die Goldenen Stadt denken und sie mit dir vergleichen. Und es tut mir leid, dir das sagen zu müssen aber sie ist bei weitem viel schöner als du. Ein Irrlaufen durch enge Gassen kann hier nicht der gleiche sein. Denn du hast dich dem Kommerz und Kunsum ergeben. Die Häuser wollen mich nicht in sich aufnehmen, wie vor vier Monaten noch. Sie wollen mich lediglich an ihre gläsernen Wände locken, damit ich einen Blick hinein, jedoch nicht hinauf werfen kann.

Ein weitere Gedanke kommt mir schnell, als ich die Häuser deiner Straßen im abendlichen Grau genauer betrachte. Denn ich habe sie schon einmal gesehen. Gezwungener Maßen in den gleichen Farbnuancen. Sie zeigen die Zeit, die wir bei uns heute noch verdrängen und vergessen wollen. Und so stelle ich fest, dass ich diese Fassaden sehr gut kenne. Sie sehen immer wohl immer noch so aus, wie sie dir einst unsere Großväter nahmen. Und wie sie in dem Tagebich wiederzufinden sind, welches ich noch nicht gelesen habe.

Angekommen im Zentrum der Heiterkeit, scheine ich mit einem Mal wieder zu Hause zu sein. Wildes Treiben um mich herum. Erneut eine Vielzahl von Sprachen. Deutsch. Englisch. Dutch. Alles klngt so gleich. So vertraut. Und auch die Neonröhren schaffen es, auf den ersten Blick ein wenig Gefühlt von Heimat aufkommen zu lassen. Doch auch hier ist es letzetn Endes wieder anders. Der Unterschied liegt in der Luft. Es fehlt der Geruch des hoffnungsvollen Hafens, der Atem des feierwütigen, internationalen, jungen Volkes als auch der Gestank der sozial Vergessenen. Vielmehr ist es ein verbotenes Grün, was dich auch ein Stück begehrt gemacht hat, welches in meine Nase steigt.

Der Rest des Abends ist leider schnell erzählt. Die Möglichkeit den Abend leichten Fußes ausklinken zu lassen war da. Schien Anfangs auch eher exklusiv. Musik war von der Straße aus zu vernehmen, hinter der Fassade. Und auch die kleine Klingel am Eingang machte ein wenig Hoffnung, auf eine gewissen Exklusivität, die du uns hier heute Abend zu Teil kommen lassen würdest. Leider blieben letzten Endes nur die Erkenntnis, dass nicht einmal mehr Mainstream und Kommerz ausreichen können, um meine Moleküle zum Tanzen zu bringen. Denn Regenbogengold haben wir am Ende des Abends bei dir leider nicht gefunden.


PATRZIERHÄUSER, allgegenwärtig sind sie. Am Abend zu vor sah ich nur einen kleinen Teil dieser typischen Architektur. Sie prägen dein Bild, vor allem dein altes Bild. Sie sind es auch, die mich in erster Linie zu dir gebracht haben. Zusammen mit dem Wasser, dem vielen Wasser,den Brücken und den Grachten. Auch hier ein kleines Gefühl von zu Hause. Im Schländern durch den ältesten Teil liegt eine gewissen beruhigende Romantik. Große Häuser, kleine Häuser, schwimmende Häuser und scheinbar zusammenfallende Häuser, alle so nah beieinander. In dem sich mir darliegenden Ausblick scheint es keine Einheit zu geben. Unweigerlich erinnerst du mich daran, dass ich ein Deutscher bin, dass ich deutsch denke und die Harmonie des Individuellen nur schwer verinnerlichen kann. Schiefe und kippende Fassaden sind nun einmal nicht das, was man bei uns duldet. Und so ist begleitet uns oftmals ein ungläubiges Kopfschütteln, auf unserem Gang entlang der deiner Wege.

Der Abend ist wieder hell erleuchtet. Den Weg den wir nach dem exklusivem Dinner gehen ist nur kurz. Und mit uns strömt eine Vielzahl von Nachtschwärmern in die selbe Richtung. DIe kleinen Gassen beweisen wie schon am Tage ihren ganzen eigenen Charme. Diesmal ist es jedoch ein anderer. In meinen Augen leuchtet es rot. In meiner Nase erneut grün. Trotz der Gerüche wieder der Gedanke an die Heimat. So harmonisch muss es bei uns vor dreißig Jahren auch ausgesehen haben. Doch ein zweiter Blick verdeutlicht, dass auch hier schon lange der kommerzielle Tourismus Einzug gehalten hat. Ein Blick in deine Gesichter zeigt mir auch, dass für viele Nachtschwärmer der Abend weitaus früher endet als es vielleicht geplant gewesern ist. Ihre Augen zeigen, dass sie gefunden haben, wonach sie heute Nacht gesucht haben.


Den letzten Morgen nutze ich, um dich zu überraschen. Es ist zu früh, dass man von Leben sprechen könnte. Nur ein Jogger, der gegen einen Baum zu boxen scheint, erlebnishungrige, die ihre letzte Kraft dem Gang zu Bett widmen oder ein Vater der das Frühstück natürlich mit dem Fahrrad besorgt. Ansonsten erleuchtet die gefühlte Frühlingssonne die leeren, müllbeladenen Straßen. Die Häuser hier zeigen zwar nicht das Bild, welches mir zwischen den Grachten geboten wurde. Trotzdem sagen mir die alten Zäune um den anliegenden Park, dass sie sehr viel älter sind als ich selbst. Zusammen mit der vorherrschenden morgentlichen Stille und den Wohnhäusern der Gegend zeigst du mir erneut, wie vielseitig deine Kultur ist. Wie offen du für jedermann und alles drum herum zu sein scheinst.

Bei allen Wegen die ich in den letzten beiden Tagen gegangen bin, überkam mich stets die Erinnerung an meine Tage an der Moldau und der Moskwa. Zusammen mit der Erkenntnis, dass auch du anders und somit einmalig bist. Deine Toleranz und kulturelle Vielseitigkeit konnte man immer und überall spüren, so wenn man dies denn wollte. Schön zu sehen, dass Multi-Kulti nicht immer als ein Keil, sondern vielmehr als ein Band gesehen weden kann. Auch wenn ich nur wenige Stunden auf deinen Straßen und Brücken wandelte, konnte ich doch sehen, was ein internationales Miteinander ist und welche Vorzüge dies gegenüber einem stur preußischen Gedanken haben kann.

Freitag, 17. September 2010

Kurzgeschichten von der Moskwa

***EIN WORT: GIGANTISCH***

Wenn man als Tourist nach Moskau geht, kommt man nicht drum herum, sich den Roten Platz als auch den Kreml an zu schauen. Und auch wenn ich nicht das „typische“ Touriprogramm erleben wollte, waren diese beiden Punkte durchaus in meiner to-do-Liste zu finden. Leider war hier das Glück nicht auf meiner Seite. Bis zum Tag meiner Anreise gab es auf dem Roten Platz ein Theaterstück oder Konzert zu sehen. Dementsprechend war der Hauptbestand der Fläche mit einfachen Bauzäunen abgesperrt und eine zwei große Bühnen fanden ihren Platz in der Mitte des Areals, was mich als ausgewiesenen Hobbyfotografen durchaus missmutig stimmte.
Ein weiterer kleiner Schicksalsschlag meiner Reise war die daraus resultierende Tatsache, dass man vom Roten Platz aus nicht in den Kreml kam und die wenigen anderen Eingänge vollkommen überfüllt und auch geschlossen waren. So blieb es mir ebenfalls verwehrt einen Blick in die architektonischen Schätze in dessen Inneren zu werfen. Was ich demnach verpasst habe, lässt sich mit Hilfe des Reiseführers erahnen. Weitere Gebäude und Ansichten, die ich mit dem von mir in Moskau am häufigsten verwendeten Wort beschrieben hätte: „gigantisch“.

Gigantisch – das ist in der Regel meine erste Antwort, wenn man mich nach Moskau fragt. Bereits der Anflug über die Stadt machte mir das deutlich. Denn als der Flieger über die Metropole zur Landung ansetzte, war es mir nicht möglich ein Ende dieser Stadt ausfindig zu machen. Die Stadt hörte einfach nicht auf.
Ein weiterer Punkt der meine Ein-Wort-Beschreibung bestätigt sind die Moskauer Hochhäuser. Nicht nur die erst seit wenigen Jahren existenten Wolkenkratzer, welche in der Nacht in allen möglichen Farben und Lichtern erstrahlen, im Bürogebiet sind hier gemeint. Ebenso, wenn nicht sogar noch mehr, beeindruckt war ich von den sogenannten Stalin-Bauten. Von diesen Monumenten existieren sieben Stück an der Zahl in der Stadt. Jedes steht auf einem der sieben Hügel innerhalb der Stadt und ist eigentlich mehr als schwer zu beschreiben. Ich denke, die Tatsache, dass eine ganze Universität in einem Gebäude Platz findet, kann vielleicht im Ansatz versuchen einer angemessenen Darstellung gerecht zu werden.

Letzten Endes kann festgehalten werden, dass egal wo man sich in der Stadt aufhält, man immer mit einem Superlativ konfrontiert wird. Seien es die Gebäude oder ebenfalls bereits beschriebenen Metro-Stationen, die bis zu sieben Stockwerke umfassenden Einkaufcenter, die fünf-spurigen Hauptverkehrsstraßen oder auch die unzähligen Kirchen und Kathedralen überall in der Stadt. Ein Wort zur Beschreibung aller Dinge ist immer zutreffend: gigantisch.


***RUSH-HOUR***

„Für schnelles Vorankommen in Moskau ist die Metro am besten geeignet“ So oder so ähnlich stand es in meinem Reiseführer. Doch war dort auch nachzulesen, dass man dies nicht in der Rushhour tun sollte. Nun ließ es sich nicht vermeiden, nach dem Flug und der Fahrt mit der Shuttle-Bahn, in die nächste kommende Metro, welche manchmal weniger als eine Minute nach der vorherigen am Gleis ankam, zu steigen – auch wenn dies eben genau zu der zu vermeidenden Rushhour gewesen ist.
Und genau hier wurde ich auf eines neues daran erinnert, welche gigantischen Ausmaße diese Stadt doch hat. Dass sich zum Feierabend in einer Großstadt viele Menschen an den Bahngleisen der Stadt drängen ist mir bekannt, doch das sich bereits vor den Treppen hinunter zu den Bahnsteigen stauen würde, war nicht unbedingt meine Erwartung. Dies geschah zwar in erster Linie nur, weil es sich größtenteils vor den elektronischen Einlasskontrollen staute, trotzdem waren die Hallen der Station voll mit Menschen. Wobei man hier nicht von dem Stadtartbild einer deutschen U-Bahn Haltestelle ausgehen kann.

Vielmehr handelt es sich bei einigen Stationen um regelrechte Kathedralen, zumindest was das Ausmaß des Raumes angeht.Hier sei wirklich die Groß- und Einzigartigkeit der vielen Moskauer Metrostationen angepriesen. Viele Stationen gleichen monumentalen Bauwerken, mit riesigen Gemälden an den Wänden und Statuen in den Gängen. Jede Haltestelle ist ein Kunstwerk für sich, da keine der anderen gleicht. Und wohl nicht nur aus diesem Grund gibt es überall ganze Postkartensätze mit aufwendig fotografierten Bildern der Haltestellen zu kaufen. Oft sind Zeichen und Symbole aber auch Baustil und Atmosphäre aus den sozialistischen Zeiten und prägen somit den Anspruch dieser kolossalen Bauwerke.


***SOUVENIERS, RAMSCH UND STURMGEWEHRE***

Einer meiner Wünsche, außerhalb der traditionellen Sehenswürdigkeiten, war der Besuch eines russischen Flohmarktes – hoffte ich doch hier verborgene Schätze zu finden. Dies tat ich auch, in zweierlei Hinsicht sogar, nämlich in guter wie auch in schlechter Hinsicht.
Der „gute“ Schatz, den ich gefunden habe war eine HSV-Matruschka, mit fünf Spielern der letzten Saison (von denen zumindest vier derzeit noch beim Verein spielen). Und unter Anbetracht der Tatsache, dass dieses Juwel die einzige Holzpuppe eines europäischen Fußballvereins gewesen ist macht sie, zumindest für mich, nur geringfügig wertvoller, als sie ohnehin schon ist.
Eine andere Sache, welche ich auf dem Flohmarkt sah, hat mich ebenso sprachlos gemacht – leider eher im negativen Sinne. Dass die Russen anders mit ihrer militärischen Geschichte umgehen als wir, wurde mir bereits durch die ersten Eindrücke meiner Sightseeing-Tour bewusst. Und immerhin werden ja auch bei uns alte Orden bzw. Abzeichen auf Trödelmärkten verkauft. Doch blieb mir sprichwörtlich die Spucke weg, als ich zerschossene Stahlhelme, SS-Sturmführerabzeichen, Kriegsmesser mit Hakenkreuzemblem und sogar ganze Sturmgewehre (keine Ahnung, ob diese noch funktionstüchtig waren) gesehen habe. Wenn man bedenkt, dass ich an der deutschen Grenzen nicht in die Zollkontrolle musste, hätte ich doch zumindest meine Klamotten mit „schönen“ Hakenkreuzabzeichen und –Aufnähern bestücken können.
Wie bereits erwähnt, Russland ist nicht Deutschland. Trotzdem erschreckt es mich, vor allem als angehenden Politiklehrer, zu sehen, wie mit den, bei uns verbotenen, Symbolen des Völkermordes umgegangen wird, denn keiner weiß, ob an den Messern, auf denen sich der SS-Totenkopf befindet, nicht bereits das Blut vieler Menschen klebte.


***UNSICHERHEIT DURCH ZU VIEL SICHERHEIT***

So gut jedem, dem ich von meinem bevorstehenden Trip an die Moskwa erzählt habe riet mir auf jeden Fall vorsichtig zu sein und auf mich auf zu passen. Und durchaus beschlich mich ein gewisses Grübeln in der Magengegend, als ich den Uniformierten Mann vor dem Wohnhaus, in dem ich die nächsten fünf Tage unterkommen sollte, gesehen habe. Überall waren uniformierte Männer und Frauen zu sehen. In den ersten Tagen viel es mir dementsprechend schwer, überhaupt die offiziellen Polizisten von gewöhnlichen Wachleuten zu unterscheiden. Die sowjetische, militärische Geschichte des Landes kann an dieser in keiner Weise geleugnet werden. Selbst die Fahrer der Metro tragen kein Hemd, sondern eine Uniform.
Auch die unzähligen Sicherheitskräfte in Einkaufszentren, vor den Hotels, an jeglichen Plätzen oder eben auch in normalen Wohnhäusern haben bei mir lediglich den Eindruck geweckt, dass diese Präsenz in irgendeiner Weise auch notwendig zu sein scheint. Zwar wurde mir ständig versichert, dass Moskau nicht so gefährlich ist und ich habe es letzten Endes auch geglaubt und fühlte mich nie, als würde ich in Juarez befinden, trotzdem stellte sich mir die Frage, warum dann all diese Sicherheitspräsenz?


*** POPCORN STATT BIER ***

Wenn schon im tiefsten Osten, da wo man nicht überall gigantischen Aufschwung vermutet, dann auch zum Fußball ins Stadion. Und wenn schon ins Stadion in Moskau, dann auch ein Derby zwischen zwei der vier bis fünf Vereine der Stadt. Einfach mal gucken, wie ist die Stimmung, sind die Fans ähnlich wie in Deutschland oder würde einen ein völlig anderes Bild geboten werden. Diese Fragen wollte ich mir mit den eigenen Augen beantworten. Das Ergebnis war zwar ernüchternd aber trotzdem interessant. Bis auf die Tatsache, dass man kein Bier, dafür aber Popcorn zu kaufen bekommt, ist nicht viel anders, bis auf die Sache mit den Rauchbomben vielleicht. Diese konnten bei der doch recht schwachen Sicherheitskontrolle mit ins Stadion gebracht werden. Ansonsten war das Beste an dem Spiel, welches Lokomotive im Übrigen gegen ZSKA 1-0 gewann, die Tatsache, dass ich neutral und somit nicht herzinfarktgefährdet gewesen bin.


***ZEICHEN DER ZEIT***

Die Sowjetunion war eine Weltmacht. Russland versucht dort wieder hin zu kommen. Und vielleicht genau aus diesem Grund, sind die Erinnerungen an diese glorreiche, vergangene Zeit überall präsent. Seien es die riesen Gemälde in den Metro Stationen, welche meistens Lenin oder andere Helden der frühen Revolutionen zeigen oder die großen Denkmalanlagen zum Gedenken an alle sowjetischen Wissenschaftler und deren Verdienst in der Weltraumforschung. Ein weiteres Beispiel ist ein riesiger, freier Ausstellungskomplex, welcher seine Ursprünge in der „Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft“ aus dem Jahre 1959 hat und in dem sich jede ehemalige sowjetische Provinz mit einem eigenen Pavillon, ganz in der landestypischen Architektur, verewigen durfte.

Doch sind auch andere Überbleibsel aus der sozialistischen Zeit in Moskau zu finden. Und auch wenn man diese nicht so bildhaft wahrnehmen kann, können sie das Leben eines Reisenden durchaus beeinflussen. Bestes Beispiel hier sind sicherlich die Unannehmlichkeiten bei der Einreise. Ohne ein gültiges Visum, wird man bereits an der Grenze abgewiesen. Und ein Visum ganz unkompliziert bei der Botschaft oder dem Konsulat zu bekommen ist nicht möglich. Es bedarf stets einer offiziellen Einladung, was sich wiederum auf Touristen und Spontanreisende, die nicht in einem Hotel unterkommen, erschwerend auswirkt. Der beste Weg ist hier, sich an eine extra auf Einladung und Visabeschaffung spezialisierte Agentur zu wenden.
Doch auch wenn man diesen Hürdengang hinter sich gelassen hat, so bedarf es doch der Zahlung einer Aufenthaltsgebühr, verbunden mit einer Registrierung, sollte man sich länger als drei Tage im Land aufhalten. Diese Registrierung wiederum ist eine Behördentour, welche sogar im bürokratischen Deutschland ihres gleichen sucht. Es sind alle Dokumente (Visum, Pass, Einreisekarte) zu Kopieren, die ein Reisender bei sich hat. Weiterhin bedarf es der Einzahlung der Aufenthaltsgebühr bei der staatlichen Bank. Zusammen mit der Einzahlungsbestätigung und den Kopien muss dann die Post oder ein Polizeirevier aufgesucht werden, damit der Gastgeber ebenfalls das eine oder andere Formular in doppelter Ausfertigung, zur Feststellung des Aufenthaltsortes, ausfüllen darf. Unter Anbetracht der Tatsache, dass die Wartezeiten bei Post, Bank und Polizei durchaus lang sein können, ist diese gemachte Erfahrung eine, auf die ich durchaus gern verzichtet hätte.

Dienstag, 7. September 2010

Die Geschichte vom Purzel in der goldenen Stadt

Die nachfolgenden Zeilensollen dazu dienen, meine letzten drei Tage in der tschechischen Hauptstadt Prag wieder zu geben. Doch letzten Endes bleibt es auch nur ein Versuch, die Großartigkeit dieser Stadt zu beschreiben. Denn genauso wie bei den unzähligen Versuchen den Zauber der Stadt mit einer einfachen Digitalkamera einzufangen, wird es mir auch hier nur ansatzweise möglich sein, das gesehene in die passend beschreibenden Worte zu fassen. Letzten Endes muss man einfach sagen, dass es wohl nie ein Fehler sein kann, die goldene Stadt zu besuchen.

Elf mal Umsteigen – die Anreise
Zwar sollte die eigentlich Reise erst am Freitag früh beginnen, jedoch ist schon der Abend die eine oder andere Erwähnung wert. Man muss sich nur eine Nacht in einer internationalen WG in Berlin, Prenzlauer Berg, aufhalten, um die eine oder andere neue Trinkgewohnheit kennen zu lernen. Dies war auch hier der Fall. Der amerikanische Mitbewohner von Conny zeigte uns, oder besser gesagt lud uns ein, mit ihm ein paar „Sake-Bombs“ zu trinken.

Es fällt nicht schwer zu erahnen, dass somit die Nacht vor unserer anstehenden Reise eher als kurz bezeichnet werden kann. Mit einem Cocktail aus Bier und Sake, verfeinert mit einem Spritzer Hasch in meinem Kopf ging es kurz nach acht los Richtung Berliner Hauptbahnhof. Hätten wir schon hier gewusst, dass das zweimalige Umsteigen bis dorthin nur der ein kleiner Anteil aller Zugwechsel gewesen ist, wäre dies gewiss schon hier ein großes Thema unserer Reise geworden. Doch so starteten wir in großer Erwartung an die kommenden aber auch großem Respekt vor den anstehenden sieben Stunden Fahrt auf, erstmal in Richtung Cottbus.

In der Bahn nach von Cottbus nach Zittau wurde schlagartig, aus anfänglichen Zweifeln, ein großes Grübeln. Hatten sich meine gesamten Kenntnisse der Geografie wirklich gegen mich verschworen, oder hätte ich meinem Tschechischem Freund Adam einfach nur besser zuhören sollen. Und wurde der durchaus noch vorhandene Cocktail in meinem Kopf auf eine neues geschüttelt, nicht gerührt. Ein kurzer Blick auf die Karte im Zug gab mir dann schnell eine Antwort auf die alles entscheidende Frage: Zittau liegt bei weitem nicht mehr in Brandenburg, womit mein BB-Ticket nach kurzer Zeit hinfällig wurde. Das größere Problem an dieser Tatsache stellte aber das Gesamtbudget von Conny und mir dar. Fast schon in krampfhaften Tatendrang hatten wir unseren Letzten Euronen am Berliner Hauptbahnhof ausgegeben, um unsere Geldbeutel in Prag mit Kronen voll packen zu können. Dieser unüberlegte und auch leicht naive Gedanke schien sich nun zu rächen. Sahen wir uns doch schon irgendwo in Lausitz an einem kleinen Dorfbahnhof sitzen und auf den nächstbesten Zug zurück nach Cottbus warten, um da noch einmal deutsches Geld zu besorgen. Doch gelobt sei die neumodische Technik, welche das Bezahlen mit der Kreditkarte auch ohne Telefonkabel beim Ticketgerät der Schaffnerin möglich machte.

Wie bereits erwähnt, waren die Bahnwechsel innerhalb Berlins bei Weitem nicht die einzigen auf dieser Reise. Aufgrund der kürzlich stattgefundenen Überschwemmungen an der deutsch-tschechischen Grenze mussten wir zweimal in den Schienenersatzverkehr umsteigen. Am interessantesten war hierbei sicherlich der Stopp innerhalb der Tschechischen Republik, irgendwo im (gefühlten) Nirgendwo. Hier konnten wir auch mit den eigenen Augen sehen, was vor einiger Zeit sieben Tage ununterbrochener Regen anrichten konnte. Überschwemmte und verwüstete Vorgärten waren hierbei noch der harmloseste Anblick. Überall komplett zerstörte Straße, weggerissene Häuserfassaden und angespülte Berge aus Schlamm, Schutt und jeder Menge Gerätschaften aus den Nachbardörfern. Es ist kaum vorstellbar gewesen, dass der teilweise so ruhig daliegende Fluss so etwas angerichtet haben kann. An manchen Stellen eher einem kleinen Waldbächlein gleichend, muss sich der Fluss mehrere Meter über seinen Normalstand erhoben haben. Diese kleinen tschechischen Dörfer mitten im Dreiländereck werden wohl noch Jahre benötigen, um alles wieder in den vorherigen „Normalzustand“ bringen zu können.

Nach einer weiteren abenteuerlichen Fahrt, in einer Bahn, welche jeglichen deutschen (Sicherheits-)Standards widersprochen hätte, ging es weiter bis nach Liberec, wo uns mein Freund Adam in Empfang nahm. Die Busreise nach Prag war dann als hundert prozentiges Gegenteil zu den bisherigen Reisebedingungen zu sehen. In dem wohl mordernsten Bus, in dem ich bis dato je gesessen hatte ging es bei einer DVD auf Englisch und einem Gratiskaffee am Platz bis in die Hauptstadt unseres Nachbarlandes. Das alles, nur kurz angemerkt, für umgerechnet 2,20 Euro pro Person.

Die Lichter der Stadt – Tag 1
Bereits am ersten Abend in Prag, sollten Conny und ich eine Vorstellung davon bekommen, welche himmlische Atmosphäre über der Stadt, vor allem bei Nacht, herrschen kann. Wir entschieden uns zu einer nächtlichen Kneipentour in der Altstadt, gepaart mit ein wenig Sightseeing und Adams sehr aufschlussreichen Hinweisen und Kommentaren. Um eines gleich auf den Punkt zu bringen. Wer jemals Tagsüber auf der Karlsbrücke gewesen ist und sich für sie begeistern konnte, der wird sie sich höchstwahrscheinlich bei Nacht in sie verlieben. Nur wenige, vor allem einheimische, Seelen verirren sich in der Dunkelheit auf die Brücke. Doch entfacht sie erst hier, zusammen mit den wunderbar inszenierten Lichtern der Burg und der Stadt, ihre wahren Schönheit. Wie bereits eingangs erwähnt, ist es einfach schwer, das Gesehene vollends in Worte zu fassen.

Den unterschiedlichen Kneipen, denen wir ein Besuch abstatteten möchte ich auch noch ein paar Worte widmen. Auch hier wären wir zwei Touristen ohne Adam ziemlich aufgeschmissen gewesen. So konnten wir ein kleines Brauhaus, eine kreative Jugendkneipe, eine Bar in die sich lediglich Einheimische verirren so wie eine Art frei zugänglichen Rockclub am ersten Abend begutachten, um am Ende des ersten Tages ziemlich erschöpft ins Bett zu fallen.

Weitere Einblicke dank Adam – Tag 2
Für den zweiten Tag plante Adam uns einen Ausblick über die gesamte Stadt zur Verfügung zu stellen. Dafür fuhren wir zum, wie er ihn nannte, Peters-Turm, welcher, so sagen es wohl alle Tschechen, eine komische und nicht beachtenswerte Nachbildung in Paris besitzen würde. Von diesem besagten Turm bekam man wirklich einen sagenhaften über die hunderten rote Dächer der historischen Altstadt zu sehen. Auch die hier anliegende Kloster und Parkanlage auf den Berger vor Praha sollte hier nicht unterschlagen werden.

Auf der anderen Seite von Moldau und Stadt bekamen wir am Nachmittag den ältesten Stadtteil Prags zu sehen. Hier war nicht nur das Wetter auf unserer Seite. Weiterhin gab es ein Volksfest, welches auch als solches Verstanden werden konnte. Denn die von uns besichtigten alten Stadtmauerm liegen weit ab vom Zentrum der Stadt und somit außerhalb des Zustroms an Wochenendtouristen. Viele Prager gönnten sich an den steilen Hängen zur Moldau ein Bad in der Sonne sowie Entspannung bei volkstümlicher Musik. Es war einfach nur schön, inmitten dieser Gesellschaft zu sein. Wenn man eine fremde Stadt in einem fremden Land entdecken will, dann muss man, meiner Meinung nach, genau so etwas tun. Sich unter die Leute mischen und nicht unter die japanischen Fotografen, die auf einem vor jeder Kirche warten. Auf den Mauern der alten Verteidigungsanlage der Stadt konnte man einen ehrlichen Eindruck vom Leben in Prag bekommen. Sicher waren wir hier nicht die einzigen „Fremden“, jedoch waren wir hier bei weitem in der Unterzahl, im Vergleich zu den Massen ca. 700m flussabwärts. Auch der Blick auf die einfachen Häuser, welche hier nicht mehr in einer einheitlichen roten Dachfarbe überzeugen konnten, machte deutlich, dass man hier den Teil der Stadt sehen konnte, den die Menschen, die dort leben, jeden Tag ebenfalls zu sehen bekommen. Genau das war das, was ich wollte. Ich danke meinem Freund Adam dafür, dass er mir diese Gelegenheit gegeben hat.

Emilio und Thunder-Cat – Spezialteil zum Samstagabend
„Lass uns die Zeche prellen“. Eigentlich nur eine Schnapsidee von mir, die darauf gehofft hatte, von dem braven Verstands Connys sofort in der Luft zerrissen zu werden. Doch ich hatte nicht bedacht, dass wir, auch wenn die Gesamtrechnung nur umgerechnet 9-10 Euro betrug, beträchtlich tief ins Glas geschaut hatten. Hinzu kam, dass Adam erschöpft zu Hause geblieben ist und wir uns somit auch tiefgründig über private Dinge bei der jeweils anderen Person Zustimmung oder vielmehr eine Belehrung abholen konnten. Das ist das schöne an wahrer Freundschaft, man kann sich alles sagen und man weiß genau, dass mir der Gegenüber das gleiche tut, deshalb hat er/sie eigentlich immer recht – und das ist auch gut so.
Da standen wir nun. Erhoben von unserem Tisch. Die 0,5l Gläser zum letzten Mal geleert. Wartend an der Bar auf eine Bedienung, die uns sagt, wie viel wir zu zahlen hatten. Aber es kam niemand und es war auch niemand zu sehen. Und nach dem wir ganze 23 Sekunden gewartet hatten und immer noch niemand kam, entschlossen wir uns dazu, dass es am besten wäre, jemanden im vorderen Teil des Pubs zu suchen. Die einzige dort Anwesende Bedienung war leider viel zu beschäftigt, so dass sie unser regelrechtes Flehen nach dem Bezahlen nicht bemerken konnte. Deshalb hielten wir es für das Beste, die Lokalität auf dem schnellstmöglichen Weg zu verlassen, was sich nachträglich als herzlicher Fehler herausstellte.

Da ich für meinen Teil nicht jeden Tag ein Lokal ohne zu bezahlen verlasse, war mein Schritttempo aus der Bar durchaus höher als sonst. Und da eine grundlegende Orientierung in der Stadt bis dato nicht vorhanden war, musste es zwangsläufig dazu kommen, dass wir uns nach kurzer Zeit in den Gassen der Altstadt verlaufen hatten. Die im Vorfeld ausgedruckten Karten waren uns sehr schnell keine Hilfe mehr. Selbst wenn man eine der unzähligen Irrwege auf dem Papier wiederfinden konnte, wusste bei weitem noch nicht auf welcher Höher befand bzw. in welcher Richtung man unterwegs war. Im Zusammenhang mit dem uns selbst herbeigeführten Alkoholpegel wurde es zu einer spaßigen Schnitzeljagt. Immerhin waren wir nicht die einzigen, die dieses Spiel zu spielen schienen. Um Mitternacht war die Stadt voll mit Menschen und Stimmen, von den nicht eine dem tschechischen mächtig gewesen schien. Dieser Reise durch das Labyrinth war durchaus ein gewisser Reiz und auch Spaß zu entnehmen. Entdeckten wir doch die Stadt auf eine weitere Art und Weise völlig neu und vor allem: wieder bei Nacht.

Im Laufe der nachfolgenden Stunde konnten wir uns immer besser orientieren und fanden wirklich noch den Weg in den Club, den wir besuchen wollten. Leider hatten die Türsteher ein Problem mit unserer verspäteten Ankunftszeit. Oder besser gesagt, hätten wir nicht verlaufen, wären wir wohl ohne Probleme reingekommen, so hieß es dann, laut Ordnungspersonal: eine Stunde Wartezeit. Diese war dann doch zum Glück nach ca. 10 Minuten vorbei und wir konnten Feiern gehen.

Conny sagte mir am nächsten Tag, dass ihr Emilio gleich beim reinkommen aufgefallen wäre. Seine ungestüme Art zu tanzen und auch sein leicht vertrotteltes Gesicht (keine Aussage von Conny, eher von mir). Doch ist dies hier meine Geschichte und in dieser möchte ich auf den halb Polen und halb Tschechen, angeblich mit dem Namen Emilio, nicht weiter eingehen.

Ich für meinen Teil wollte einfach nur ein wenig mehr trinken, tanzen und sehen, was im Laufe des Abends noch auf mich zukommen würde. Und was dann kurze Zeit später auf mich zukam war wirklich das, worüber sich wohl kein klar denkender (Single-)Mann beschweren kann. Man(n) sieht eine Frau, eine wirklich schöne Frau, welche den meisten anderen anwesenden weiblichen Gästen überlegen scheint und sie bleibt einem im Auge, auch wenn sie mit jemand anderem tanzt. Doch dann passiert dass, was ihr an diesem Abend ihren so auf den ersten Blick ungewöhnlichen Namen eingebracht hat. Sie sieht mich und ich sehe sie. Wir schauen uns für einen kurzen Augenblick in die Augen. Genau diesen Zeitraum benötigt sie dann, um den Tanz mit dem anderen Mann zu beenden. Keine weiteren zehn Sekunden kleben unsere Becken aneinander. Was will Mann (vorerst) mehr? Nach ca. drei Liedern war der Zauber leider vorbei. Sie verließ die Tanzfläche, deutete mir aber durchaus an, mit zu kommen. Sie sprach mich an, natürlich in ihrer Heimatsprache. Auf meinen Hinweis, dass wir mit Deutsch oder Englisch wesentlich weiter kommen würden, winkte sie allerdings ab. Im Laufe des Abends sollte ich noch erfahren, dass sie weder der einen noch der anderen Sprache richtig mächtig gewesen ist. Wie gewonnen, so zerronnen. Und da ich nicht einmal ihren Namen erfahren durfte, wurde sie, ganz berechtigt, von mir auf den Namen „Thunder-Cat“ getauft.
Noch heute, einige Tage später, bin ich mir sicher, dass das Einzige, was sie zu mir gesagt haben muss, etwas mit ihr, mir, Sex und der Damentoilette zu tun haben muss. Anders kann es gar nicht sein…
Im Laufe des Abends haben wir noch ein- bis zweimal kurz getanzt. Ich habe am Ende des Abends auf Englisch, in der Hoffnung, dass sie zumindest dies verstanden hat, bedankt und wollte mit Conny eine weitere Odyssee antreten, den Heimweg. Dies stellte sich allerdings als Mamutaufgabe heraus, dass aus Conny für den Rest des Abends leider „Conmilio“ wurde. Somit verbrachte ich den Rest des Abends damit heraus zu finden, wo wir sind und wie wir nach Hause kommen würden. Nachdem mir das auch mit Hilfe von Thunder-Cat und ihren Freunden nicht gelang, suchten Conmilio und ich, unter einem gewiss absurden Schauspiel meinerseits, die nächste Metro-Haltestelle auf und ich konnte mit Conny nach Hause fahren. Als wir dort ankamen, ging bereits die Sonne auf. Der Abend war mehr als toll.

Auf eigene Faust und typical bohemian – Tag 3
Adam musste sich ab Sonntag seinem Studium widmen. So konnten Conny und ich beweisen, was wir von ihm in den letzten Tagen gelernt hatten. Metro- und Straßenbahnfahren. Gleich zu Beginn: das Straßenbahnfahren in Prag ist definitiv nicht mit dem in unserer Heimatstadt Schwerin zu vergleichen. Sollte man diese beiden Fahrten wirklich vergleichen müssen, dann wäre die Schweriner Straßenbahn die klassische H0-Modelbahn, die im Kreisfährt. In Tschechien scheint man hingegen eher das Modell Carrera 007 zu bevorzugen. So eine Slalomfahrt durch die Berge habe ich, wenn überhaupt mal, im Heidepark miterlebt, jedoch noch nie in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Doch diese Erfahrung durfte ich erst am Ende des Tages machen.

Vorher erfolgte ein Bummel durch die Stadt. Dieser wiederrum war durchaus mit einigem Staunen verbunden. Immerhin haben wir die eine oder andere Ecke wiederentdeckt, die wir doch bereits in der Nacht zuvor bereits das eine oder andere Mal gesehen hatten. Alles in allem nutzen wir den Hauptteil unseres Tages mit dem Kauf diverser Souvenirs. Zwar ist dies bis zu diesem Urlaub eher nicht meine Art gewesen, sich an den Urlaub zu erinnern, doch hat die Stadt Prag mich bis dahin doch irgendwie in ihren Bann gezogen und damit auch gleich meine Sehnsucht nach der Erkundung neuer Region gestärkt.

Was ebenfalls zu einer gewissen Tradition werden könnte, ist der Besuch eines typischen Restaurants vor Ort. Hiermit ist jedoch nicht ein Lokal gemeint, was lediglich mit der traditionellen Küche des Landes für Touristen wirbt. Vielmehr sollte es dann auch ein Restaurant sein, welches irgendwo in einem Wohngebiet steht und eigentlich nur einheimische bekocht. Woran man vielleicht erkennt, dass man sich in einem solchen Restaurant aufhält? Nun ja, einerseits ist die Karte lediglich in der Landessprache und andererseits tut sich die Bedienung eben genau aus diesem Grund auch ein wenig schwer, die ungewohnten Gäste zu verstehen. So erging es uns zumindest an unserem letzten Abend.

Die letzten Kronen irgendwie loswerden – Tag 4
Am letzten Tag ließ die Motivation, erneut die Innenstadt zu sehen, so sehr auf sich warten, dass wir kurzerhand beschlossen hatten ein Shoppingenter in der Vorstadt zu besuchen. Immerhin wollten wir ja immer noch einen weiten Einblick in das Prager Leben bekommen, wieso dann also nicht auch mal mit der Metro an die Endhaltestelle und einen passenden Bus raus aus der Stadt finden. Mit ein wenig Glück klappte dies auch. Somit stand dem Ausgeben der letzten Kronen, unter anderem in Form von diversen Zigarettenbestellungen aus Deutschland, nichts mehr im Weg. Und auch wenn es die gleichen oder zumindest ähnlichen Klamotten auch in Deutschland gegeben hätten, womöglich sogar zu dem gleichen Preis, waren sie in der Prager Vorstadt doch ganz bestimmt einfach mal sau-günstig und mussten einfach gekauft werden, so dass das restliche Geld grade noch für ne große Coke am Hautbahnhof gereicht hat.

An eben diesem verbrachten wir dann auch den Großteil unseres letzten Tages. Rein vorsorglich waren wir natürlich eine gewisse Zeit früher da. Die Tatsache, dass unser Zug, aus Budapest kommend, jedoch 30-40 Minuten Verspätung hatte, trübte vor allem meine Laune. Hatte ich doch in Berlin lediglich sieben Minuten zum Umsteigen in den Zug nach Hamburg. Diese leichte Missstimmung, hervorgehoben durch nicht-deutsche Pünktlichkeit, verblasste jedoch kurz nach dem Verlassen der Stadt. Das Bild, welches sich mir hier bot war der letzte Schleier, den diese Stadt noch vor mir fallen lassen konnte. Denn die nachmittägliche Sonne schaffte es mit Bravur durch den wolkenbedeckten Himmel und schien mit der vollen Kraft des Spätsommers auf die roten Dächer Prags, welche es schafften die Strahlen der Sonne so gut wieder zu geben, dass ich erfahren durfte, warum Prag als die goldene Stadt bezeichnet wird.

Unser Zug verspätete sich natürlich um ca. 40 Minuten, womit mein Anschlusszug lange vor mir in Hamburg gewesen sein muss. Conny und ich nutzten diese Umstände um ein letztes gemeinsames, diesmal deutsches, Bier zu trinken. Das wievielte es nach vier Tagen Prag gewesen ist kann ich zwar nicht sagen, aber um Biertrinken ging es ja auch nur geringfügig in diesen wunderbaren Tagen.

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